Billigfleisch um jeden Preis

Das Thema Tierhaltung in der Landwirtschaft spaltet grund-sätzlich die Gemüter. Die einen möchten billiges Fleisch, die nächsten wenigstens artgerechte Tierhaltung und wieder andere den Fleischverzehr abschaffen. Auch an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass RTN für Letzteres plädiert, der Weg dorthin aber nur über Umwege führen kann.

Es ist nun einmal Tatsache, dass Vegetarier und Veganer zusammen nur ungefähr 8 – 9 % der deutschen Bevölkerung bilden. Genau das ist der Grund warum sie für Discounter als Zielgruppe nicht sonderlich interessant sind. Discounter wie Aldi, Lidl, Norma suchen sich nach der sog. ABC-Analyse die Produkte heraus, die ihnen die höchsten Umsätze und Markt-anteile versprechen. Über ihre Nachfragemacht können sie dann Druck auf die Hersteller ausüben und erzielen gegenüber dem „normalen“ Handel eklatante Einkaufsvorteile. Als Produ-zenten wiederum kommen nur Firmen in Frage, die auch in der Lage sind diese unvorstellbar großen Mengen zu liefern. Das muss man sich einmal vor Augen halten. Wenn 2.000 Filialen zum Wochenende pro Filiale nur 1000 kg Wurst und Fleisch bestellen, dann sind das zwei Millionen Kilogramm, also 2.000 Tonnen. Bei einer Nutzlast von jeweils 20 Tonnen sind das hintereinander 100 Sattelschlepper nur mit Wurst und Fleisch beladen. Das sind die Dimensionen in denen Discounter arbeiten.

Discounter werden niemals versuchen Produkte am Markt zu etablieren. Über die Abteilung „Produktfindung“ suchen sie jene Artikel, mit denen sie die höchsten Umsätze und vor allem Gewinne einfahren können. Das Sortiment unter-scheidet sich lediglich regional ein wenig. Eine Aldi Filiale in Hamburg hat eine etwas andere Artikelauswahl als in Garmisch Partenkirchen. Die Schwerpunktartikel Waschmittel, Kaffee oder auch Fleisch sind identisch. Schon das beweist, dass der Verbraucher die Entscheidung ganz klar in der Hand hat. Discounter werden niemals Nachfrage wecken sondern immer nur Nachfrage bedienen. Sie verkaufen uns das, was die meisten von uns haben möchten!! Bei diesen Artikeln geht es dann nur über den Preis.

Die Landwirtschaft, die sich über den Preisverfall und den damit verbundenen Rationalisierungsdruck beschwert, ist an der Billigfleischentwicklung jedoch mit schuld. Sie hat das Spiel der großen Schlachthäuser und Fleischvermarkter mitgemacht und immer auf Umsatz und Stückzahl gesetzt. Man glaubt gar nicht wie naiv und egobezogen viele Entscheidungen in der Landwirtschaft und anderen Branchen fallen. Es ist schick auf Intensivhaltung zu machen, weil man im Kollegenkreis seine moderne, revolutionäre Einstellung zeigen kann. Gleichzeitig hat sie - bis auf ein paar Ausnahmen - nie eigene Vermarktungsmöglichkeiten für Fleisch und Wurst aus artgerechter Haltung entwickelt. Durch dieses Verhalten kam ein Kreislauf in Gang, der rein auf Preissenkung, Kostensenkung und damit immer schlechtere Haltungs-bedingungen für die Tiere aufgebaut ist. Die Ergebnisse kennen wir zur Genüge. Kälber und Schweine in Boxen-haltung, betäubungsloses Kastrieren der Ferkel, Enthornen der Kühe, Turbokühe, etc., etc.

Es ist also wirklich wichtig, dass wir unser Kaufverhalten so ändern, dass Landwirtschaft, Handel und Fleischvermarkter spüren, dass artgerechte Haltung sich rentiert. Diese Nutz-tierhaltung geht einher mit pflanzlicher Produktion. Deshalb ist es wichtig, dass Fleischesser auf die artgerechte Tier-haltung einwirken und Vegetarier und Veganer durch ständiges Nachfragen nach „ihren“ Produkten ihr Sortiment vergrößern. Sind dann mehr fleischlose Artikel im Angebot, dann werden auch Fleischesser darauf zugreifen. Wir müssen also die Stimmung insgesamt verändern. Weg von Intensiv-haltung und Dünger -/ Genanbau hin zu artgerechter Haltung und natürlichem Pflanzenanbau.